In einer Stadt, die von Schatten regiert wird, kämpft Lyra um ihr Überleben – und um ihre Seele. Als Erbin eines dunklen Vermächtnisses wird sie zur Schlüsselfigur in einem tödlichen Machtkampf zwischen verfeindeten Fraktionen. Doch wem kann sie vertrauen?
Während Lyra tiefer in das Netz aus Intrigen gezogen wird, muss sie nicht nur gegen ihre Feinde kämpfen – sondern auch gegen die dunklen Wünsche ihres eigenen Herzens …
#J-Drama #Anime #DarkRomance #ReverseHarem
Episode 1
Prolog
Die Welt zerbrach in einer einzigen Nacht.
Niemand wusste genau, was es war – ein Krieg, eine Naturkatastrophe oder etwas weit Jenseitiges. Manche nannten es den »Sturz des Himmels«, andere sprachen von einer »Reinigung der Erde«. Doch alle waren sich einig: Es war das Ende der alten Ordnung und der Beginn einer neuen Ära – der Ära der Schatten.
In den Ruinen der einst blühenden Städte Japans erhoben sich neue Mächte. Technologie und Magie verschmolzen zu etwas Unnatürlichem, etwas Unkontrollierbarem. Die Menschen passten sich an oder starben. Die wenigen Überlebenden bauten ihre Gesellschaft auf den Trümmern der Vergangenheit auf, doch sie waren nicht allein. Etwas Dunkles war mit der Katastrophe gekommen – eine Präsenz, die in den Schatten lauerte und die Schwachen verschlang.
Die Stadt ›Yomigai‹ wurde zum Zentrum dieser neuen Welt. Einst ein Symbol für Wiederaufbau und Hoffnung, war sie nun geteilt: Die oberen Bezirke schwebten hoch über dem Boden, geschützt von Technologie und Reichtum. Die unteren Bezirke hingegen waren ein Labyrinth aus Ruinen, bevölkert von Verzweifelten und Gesetzlosen. Und tief unter der Erde schlummerten Geheimnisse, die nie hätten entdeckt werden dürfen.
Es heißt, dass in dieser Zeit Artefakte von unermesslicher Macht auftauchten – Relikte aus einer anderen Dimension oder Überbleibsel einer längst vergessenen Zivilisation. Eines dieser Artefakte war anders als alle anderen: Eine Kugel aus reinem Licht und Schatten, die sowohl Leben schenken als auch zerstören konnte. Sie wurde »die Quintessenz« genannt – die Essenz aller Dinge.
Doch Macht zieht immer auch Gier an.
Die Fraktionen von ›Yomigai‹ kämpften um die Kontrolle über das Artefakt, bis es eines Tages verschwand – gestohlen oder verloren in den Wirren des Krieges. Seitdem ranken sich Legenden um seine Rückkehr.
Manche glauben, es würde die Welt retten; andere waren überzeugt, dass es sie endgültig zerstören würde. Und so lebt die Stadt weiter – geteilt zwischen Licht und Dunkelheit, Hoffnung und Verzweiflung.
Doch tief im Schatten beginnt sich etwas zu regen …
DER REGEN PRASSELTE IN einem unaufhörlichen Rhythmus gegen die schmutzigen Fensterscheiben des kleinen Apartments, als
Lyra sich mit einem tiefen Seufzen auf die Kante ihres Bettes setzte.
Ihre Finger glitten unruhig über das abgenutzte Lederarmband an ihrem Handgelenk – ein Relikt aus einer Zeit, an die sie sich kaum mehr erinnern konnte. Der Raum um sie herum war klein, fast klaustrophobisch, und dennoch schien er größer zu sein als die Leere, die sich in ihrer Brust ausbreitete. Die Wände waren kahl bis auf ein paar verblasste Poster und eine handgezeichnete Karte der Stadt, die sie selbst angefertigt hatte. Jeder Strich darauf war ein Versuch, Ordnung in das Chaos zu bringen, das ihre Welt darstellte.
Der Geruch von feuchtem Beton und abgestandener Luft hing schwer in der Nase, während das schwache Licht einer flackernden Neonreklame draußen durch den Spalt der Vorhänge drang. Es war eine dieser Nächte, in denen die Dunkelheit nicht nur draußen herrschte, sondern auch in ihr selbst. Lyra zog die Knie an ihre Brust und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Der alte Schreibtisch in der Ecke war übersät mit Notizen und Skizzen – Fragmente eines Lebens, das sie nie wirklich verstanden hatte.
Sie griff nach einem zerknitterten Foto, das halb unter einem Buch hervor lugte. Ihre Finger zitterten leicht, als sie es betrachtete: Ein Mann und eine Frau, beide mit einem Lächeln, das so echt wirkte, dass es fast weh tat. Ihre Eltern. Oder zumindest die Menschen, die sie als solche kannte. Das Bild war alles, was ihr von ihnen geblieben war – abgesehen von den Albträumen. Jede Nacht dasselbe: Ein blendendes violettes Licht, Schreie und dann Stille. Sie wachte schweißgebadet auf, mit dem Gefühl, dass etwas in ihrem Inneren zerrissen war.
Lyra stand abrupt auf und ging zur Fensterfront. Der kalte Betonboden fühlte sich unter ihren bloßen Füßen rau an, aber das war ein Schmerz, den sie willkommen hieß – er erinnerte sie daran, dass sie noch hier war. Draußen erstreckte sich die Stadt wie ein endloses Labyrinth aus Schatten und Lichtern. Hochhäuser ragten wie stumme Wächter in den Himmel, während unten in den Gassen das Leben pulsierte – rau und unbarmherzig. Sie hatte gelernt, sich unsichtbar zu machen in dieser Welt. Niemand bemerkte eine junge Frau mit dunklen Haaren und müden Augen; niemand fragte nach ihrer Geschichte.
Ein leises Klirren ließ sie zusammenzucken. Sie drehte sich um und spürte sofort, wie ihr Herzschlag schneller wurde. Das Geräusch kam von dem kleinen Holzkästchen auf ihrem Schreibtisch –
dem einzigen Gegenstand im Raum, den sie niemals geöffnet hatte. Es gehörte einst ihrer Mutter, und obwohl sie es oft in den Händen gehalten hatte, wagte sie es nie zu öffnen. Doch dieses Mal schien es anders zu sein. Ein schwaches violettes Leuchten sickerte durch die Ritzen des Deckels.
Ihre Kehle wurde trocken, während sie langsam darauf zuging. Jeder Schritt fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Sie streckte die Hand aus und zögerte einen Moment lang – ein Teil von ihr wollte einfach weglaufen und so tun, als hätte sie nichts gesehen. Doch etwas zog sie magisch an; eine unsichtbare Kraft flüsterte ihr zu, dass dies der Moment war, auf den sie gewartet hatte – oder vor dem sie sich gefürchtet hatte.
Als ihre Finger schließlich den Deckel berührten und ihn vorsichtig anhoben, schien die Luft im Raum plötzlich schwerer zu werden. Das Licht wurde intensiver und tauchte alles in ein unheimliches Glühen. In der Mitte des Kästchens lag eine kleine Kugel – perfekt rund und scheinbar lebendig. Violette Energie pulsierte durch ihre Oberfläche wie Adern aus Licht.
Lyra spürte einen Sog tief in ihrer Brust; es war nicht nur Faszination – es war Angst. Die Kugel rief Erinnerungen wach, die nicht ihre eigenen waren: Bilder von Orten, die sie nie besucht hatte; Stimmen von Menschen, die sie nie getroffen hatte; Gefühle von Macht … und Verderben.
Plötzlich erklang ein lautes Klopfen an der Tür – hart und fordernd –, das Lyra aus ihrer Trance riss. Sie wirbelte herum und starrte zur Tür hinüber. Ihr Herz raste jetzt so schnell, dass es schmerzte.
»Öffnen Sie sofort!« Die Stimme war tief und autoritär – keine Stimme aus ihrer Nachbarschaft.
Sie griff instinktiv nach der Kugel und schloss ihre Finger fest darum. Das Licht erlosch augenblicklich wie eine Flamme im Windstoß. Ihr Atem ging flach, während sie versuchte zu verstehen, was gerade geschah.
Das Klopfen wurde lauter – aggressiver –, gefolgt von einem dumpfen Schlag gegen das Holz der Tür. »Wir wissen, dass Sie da sind!«
Lyra wich zurück bis zur Wand hinter ihr und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Die Fenster? Zu hoch oben für einen Sprung ohne Verletzungen. Die Tür? Keine Chance gegen diese Leute. Es gab kein Entkommen mehr …
Das Klopfen wurde zu einem donnernden Hämmern, das durch die dünnen Wände ihres Apartments hallte. Lyra presste sich mit dem Rücken gegen die kalte Betonwand, während ihre Finger sich noch fester um die Kugel in ihrer Hand schlossen. Das Licht war verschwunden, aber sie konnte immer noch die Wärme spüren, die von dem Artefakt ausging – ein pulsierender, lebendiger Herzschlag, der sich mit ihrem eigenen zu synchronisieren schien. Sie wagte nicht zu atmen, als die Stimme hinter der Tür erneut erklang.
»Takeda Lyra! Öffnen Sie die Tür! Wir wissen, dass Sie da sind!«
Die Worte waren scharf wie ein Messer, und trotz der Distanz fühlte es sich an, als würden sie direkt in ihre Brust schneiden. Wer waren diese Leute? Und woher kannten sie ihren Namen?
Sie schielte zur Tür hinüber, ihre Gedanken rasten. Es gab keine Möglichkeit, dass sie einfach hereinkommen konnten – oder doch? Die Tür war alt und klapprig, aber sie hatte den Riegel vorgelegt. Doch dann hörte sie es: ein leises Klicken. Metall auf Metall. Jemand versuchte, das Schloss zu knacken.
Lyra biss sich auf die Unterlippe, während ihre Augen hektisch durch den Raum wanderten. Es musste einen Ausweg geben. Das Fenster? Zu hoch.
Die Feuerleiter? Sie war auf der anderen Seite des Flurs. Ihr Blick fiel auf den Schreibtisch.
Darunter lag eine kleine Tasche – ihre Notfalltasche. Sie hatte sie nie benutzt, aber jetzt erschien sie ihr wie ihre einzige Rettung.
Noch immer mit der Kugel in der einen Hand kroch sie vorsichtig zum Schreibtisch hinüber und zog die Tasche hervor. Sie war leicht – zu leicht –, aber darin befand sich wenigstens ein Messer und ein paar alte Münzen, die sie als Bestechungsgeld aufbewahrt hatte.
Nicht viel, aber besser als nichts. Ihre Finger zitterten, als sie das Messer herauszog und den kalten Stahl in ihrer Hand spürte.
Ein lautes Krachen ließ sie erstarren. Der Riegel war gebrochen.
Die Tür schwang langsam auf, und für einen Moment war alles still. Nur das Geräusch des Regens draußen und das leise Summen der Neonlichter drangen an ihre Ohren. Dann hörte sie Schritte – schwer und zielgerichtet –, und eine dunkle Silhouette trat in den Raum. Der Mann war groß und breit gebaut, gekleidet in eine schwarze taktische Uniform, die fast vollständig von einem langen Mantel verdeckt wurde. Sein Gesicht war unter einer Maske verborgen, aber seine Augen fixierten sofort Lyra.
In seiner rechten Hand hielt er ein Gerät, das wie ein Scanner aussah; es surrte leise und leuchtete schwach hellblau.
»Da ist es«, sagte er leise, fast ehrfürchtig, während sein Blick auf ihre Hand fiel. »Das Artefakt.«
Lyra wich instinktiv zurück, ihr Rücken stieß gegen den Schreibtisch. »Bleiben Sie weg!«, rief sie, ihre Stimme zitternd vor Angst und Wut zugleich. Das Messer in ihrer Hand fühlte sich plötzlich lächerlich klein an im Vergleich zu dem Mann vor ihr.
Er machte einen Schritt nach vorne.
»Gib es mir«, sagte er ruhig, fast sanft – doch seine Augen verrieten etwas anderes: Gier. »Du verstehst nicht, was du da hast. Es gehört nicht dir.«
»Und wem gehört es dann?«
Ihre Stimme klang stärker, als sie sich fühlte, doch innerlich kämpfte sie gegen die Panik an.
»Denjenigen, die wissen, wie man es benutzt«, antwortete er knapp und streckte eine behandschuhte Hand aus.
In diesem Moment geschah etwas Seltsames: Die Kugel begann wieder zu leuchten – schwach zuerst, dann stärker. Lyra spürte eine Welle von Energie durch ihren Arm strömen; es war keine Wärme mehr – es war etwas anderes. Etwas Mächtiges, Unkontrollierbares.
Der Mann hielt inne und zog seine Hand zurück. »Was…?« Seine Stimme klang plötzlich weniger sicher.
Lyra wusste nicht genau, was sie tat – nur dass sie handeln musste. Ohne nachzudenken riss sie das Fenster auf und warf einen kurzen Blick nach unten: Eine schmale Gasse lag unter ihr; der Fall würde wehtun, aber es war besser als hier zu bleiben.
»Bleib stehen!«, rief der Mann hinter ihr und griff nach ihr – doch bevor er sie erreichen konnte, sprang Lyra.
Der Aufprall nahm ihr den Atem; ihre Knie gaben nach und sie stürzte auf den nassen Asphalt der Gasse. Der Regen prasselte unbarmherzig auf sie herab, während Schmerz durch ihren Körper schoss – doch sie lebte noch.
Über ihr hörte sie Stimmen; der Mann sprach mit jemandem über Funk: »Sie hat das Artefakt! Holt sie!«
Lyra biss die Zähne zusammen und zwang sich aufzustehen. Ihre Beine zitterten unter ihrem Gewicht, doch sie wusste: Wenn sie jetzt stehen blieb, wäre alles vorbei. Mit der Kugel fest in ihrer Hand rannte sie los – hinein in die Nacht von Yomigai …
Lyra stolperte durch die dunklen Gassen, ihre Schritte hallten auf dem nassen Asphalt. Regen durchnässte sie bis auf die Haut, kaltes Wasser rann in kleinen Strömen über ihr Gesicht – doch sie spürte es kaum. Ihre Finger klammerten sich so fest um das Artefakt, dass ihre Hand schmerzte, als könne sie es mit bloßer Willenskraft vor den Männern schützen, die sie verfolgten.
Hinter ihr hörte sie die schweren Stiefel der Angreifer, die sich durch die engen Straßen von Yomigai bewegten. Ihre Stimmen waren gedämpft, aber die Befehle waren klar: »Einkreisen! Sie darf nicht entkommen!«
Die Gassen waren ein Labyrinth aus Schatten und Neonlichtern. Zerbrochene Schilder flackerten über ihr, und der Geruch von Müll und Öl hing schwer in der Luft. Lyra bog um eine Ecke und presste sich für einen Moment gegen eine Wand, um ihren Atem zu beruhigen. Ihr Herz schlug so laut, dass sie befürchtete, die Verfolger könnten es hören. Sie wagte einen Blick zurück – nichts. Doch das bedeutete nichts Gutes. Sie wussten genau, wo sie war.
Ein leises Summen ließ sie innehalten. Es kam von der Kugel in ihrer Hand. Das violette Licht begann wieder zu pulsieren, diesmal schwächer, aber unaufhörlich – wie ein Herzschlag. Lyra spürte die Energie durch ihren Körper fließen; es war beängstigend und gleichzeitig seltsam beruhigend. Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
Plötzlich hörte sie Schritte direkt vor sich. Ein weiterer Angreifer tauchte aus dem Schatten auf, seine Waffe auf sie gerichtet. »Keine Bewegung!«, rief er, seine Stimme kalt und mechanisch durch die Maske verzerrt.
Lyra wich zurück, ihre Augen suchten verzweifelt nach einem Ausweg. Der Mann trat näher, seine Waffe fest im Griff. »Gib mir das Artefakt«, sagte er leise, fast wie ein Befehl. »Es gehört nicht dir.«
»Es gehörte meinen Eltern, also gehört es jetzt mir! Komm nicht näher!« Ihre Stimme bebte vor Angst und Wut.
»Ich würde auf sie hören.«
Eine neue, unbekannte Stimme schnitt durch die Dunkelheit – ruhig, tief und mit einem Hauch von Spott.
Bevor Lyra reagieren konnte, bewegte sich eine Gestalt mit unglaublicher Geschwindigkeit aus dem Schatten hinter dem Angreifer heraus.
Metall klirrte, ein dumpfer Schlag – der Angreifer sackte zu Boden. Die Gestalt richtete sich auf: ein junger Mann mit zerzaustem schwarzen Haar, sein langer Mantel flatterte im Wind.
»Du machst ganz schön viel Wirbel«, sagte er und drehte sich langsam zu Lyra um. Seine Augen – dunkel wie die Nacht – musterten sie kurz, bevor sein Blick auf das Artefakt fiel.
»Interessant«, murmelte er mehr zu sich selbst.
Lyra wich einen Schritt zurück. »Und wer bist du?«
Der Mann hob eine Augenbraue und lächelte leicht – ein Lächeln voller Selbstsicherheit und einer Spur von Arroganz. »Akiyama Dante«, sagte er schlicht. »Und wenn du am Leben bleiben willst, solltest du mir folgen.«